Mittwoch, 13. Juli 2011

Wie schmeckt Heimweh?

Heimweh ist ein Phänomen, das bislang kaum wissenschaftlich betrachtet wurde. Gibt es dieses ambivalente, irritierende Gefühl „Heimweh“ für Erwachsene heute überhaupt noch?

Denn Heimweh ist ein sozial sanktioniertes Gefühl, man zeigt es ungern und selten. Zumal es in diesen globalisierten und reisefreudigen Zeiten peinlich, unpassend und anachronistisch anmutet. Oft wird es verdrängt und mit Macht unterdrückt – nicht zuletzt durch die laute, unnachgiebige Forderung nach Integration. Doch welche Wege des Ausdrucks sucht es sich dann? Wie wird es bewältigt?

In 14 Interviews hat unsere Autorin, die Soziologin und Ethnologin, Elke Maurer das Phänomen Heimweh aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht. So ist ein Buch, fern jeder Sentmentalität, daraus geworden, das in erster Linie erzählt und erzählen lässt. Es ist aus intensiven Interviews und biografischen Gesprächen entstanden: mit Deutschen, die im Ausland leben und Ausländern, die in Deutschland leben. Dabei wurde das Augenmerk besonders auf die Verknüpfung von Heimweh und Esskultur gelegt.

Eine spannende Mixtur aus Rezepten, kulturellen Hintergründen und persönlichem Schicksal und dessen Bewältigung. Die Rezepte, vom finnischen Korvapuusti über Gimchi aus Korea bis zum eritreischen Foul, haben die Interviewpartner selbst zur Verfügung gestellt, mit der augenzwinkernden Aufforderung zum Nachkochen. Eine der wichtigsten "Heimwehverringerungsmaßnahmen" sind nämlich das Kochen und Essen von Spezialitäten aus der Heimat, so die Autorin.

Der Geschmack des Heimwehs