Dienstag, 4. September 2012

Synästhetische Soziologie

Soziologie mit allen Sinnen – das ist das Motto der essayistisch-programmatischen Einführung unserer Neuerscheinung "Synästetische Soziologie. Versuche über Sinne und Gesellschaft" von Benjamin Krämer" ins soziologische Denken.

Benannt ist das Buch nach dem Phänomen der Synästhesie, also der Wahrnehmungsweise, bei der die Grenzen der verschiedenen Sinnesmodalitäten überschritten werden. Das Soziale, so die zentrale These, versteckt sich nicht immer hinter Datensätzen und Fragebögen  – es ist im Alltag greifbar, wenn wir den sozialen Kontexten von Gerüchen, Klängen, Geschmäckern und der Formgebung von Gegenständen auf den Grund gehen.

Wie riecht es im Bioladen, und ist es rational, nur noch Marzipanschokolade zu essen? Ist die Zahl eins gelb oder nicht vielmehr blau, und was sollte der homo oeconomicus mit seinem Geld machen, bevor er stirbt? Ist es eine moralische Frage, wie das Wetter wird? Müssen Computer hässlich sein? Warum hegte Goethe eine starke Abneigung gegen den Wald? Hinter diesen Fragen mag man eine triviale Kasuistik des Staunenswerten vermuten. Hier aber führen sie hin zu einer Soziologie der Wahrnehmung und des Geschmacks im umfassendsten Sinne der Worte, einer Soziologie unter den politischen Bedingungen der Mediengesellschaft, deren System das Fragment ist: Aphorismen, Glossare, Denkexperimente, Stilübungen, Theoriediskussionen und gesellschaftliche Alternativentwürfe.

Blog des Autors Synästhetische Soziologie